Affen im Barockgarten von Schloss Gottorf
Fünf Bronzeaffen von Jörg Immendorff treiben seit wenigen Wochen im Barockgarten von Schloss Gottorf ihr „Unwesen“. Die wilde Affenhorde hat die prächtigen Sandsteinsockel auf der untersten Gartenterrasse zwischen Herkules und Globushaus erobert und zieht die Besucher magisch an. Die Plastiken sind Leihgaben der Galerie Michael Werner in Märkisch Wilmersdorf und werden für die nächsten vier Jahre hier zu sehen sein.
Die aufwendigen Sockel, die der Freundeskreis Schloss Gottorf e.V. finanziert hat, heben sich durch ihre Orientierung an der Architekturlehre Andrea Palladios deutlich von den schlichten Plinthen auf den nördlichen Gartenterrassen ab. Sie bieten diesen ungewöhnlichen Gartenbesuchern eine ideale Bühne für ihr pläsierliches Spiel. Die Affen rennen scheinbar ziellos umher, schleppen – wie der antike Sisyphos – mächtige Felsblöcke, spielen mit Vögeln oder zeigen mit großer Geste auf den Gottorfer Globus.
Die Affen gehören zu einer umfangreichen Serie, in der sich Jörg Immendorff augenzwinkernd mit Künstlerkollegen – aus Vergangenheit und Gegenwart – in Affengestalt auseinandergesetzt hat: Kurt (Schwitters), Caspar (David Friedrich), Jörg (Immendorff), Constantin (Brancusi) und Giorgio (de Chirico) haben den Weg in den Gottorfer Barockgarten gefunden und sind durch ihre Namen, aber auch anhand charakteristischer Gesten und Attribute zu identifizieren.
Immendorf greift mit diesen Affen Bildmuster auf, die in politischen Karikaturen des französischen Künstlers Grandville [Pseudonym von Jean Ignace Isidore Gérard (1803–1847)] zu Beginn – und in dem Gemälde „Affen als Kunstrichter“ des Münchner Malers Gabriel von Max (1840-1915) gegen Ende des 19. Jahrhunderts prominente Vorläufer haben.
Menschliche Verhaltensweisen werden in tierischen Gesten und Posen gespiegelt und dadurch karikierend überzeichnet: Besonderheiten und Absonderlichkeiten des Menschen werden im Tierbild ungeschminkt zum Ausdruck gebracht.
Ulrich Schneider