Sommerstrauß

Maria Slavona (eigtl. Marie Dorette Caroline Schorer, 1865-1931)

Dieser prachtvolle sommerliche Blumenstrauß ist die erste Erwerbung des Freundeskreises im Jahr 2023. Das feine Gemälde der Malerin Maria Slavona konnte im März auf einer Auktion in Süddeutschland ersteigert werden.

Maria Slavona wurde 1865 in Lübeck als Marie Dorette Caroline Schorer geboren. Ihre Ausbildung absolvierte sie an verschiedenen Stationen in Berlin, ab 1887 an der Schule des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin, wo auch Frauen nach lebenden Modellen Akte zeichnen durften. 1888 setzte sie ihr Studium an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins fort. 1890 ging sie nach Paris, wo sie mit der Malerin Rosa Pfäfflinger, der Slowenin Ivana Kobilca, dem dänischen Bildhauer Hans Birch Dahlerup und dem deutsch-dänischen Maler Wilhelm Petersen für einige Zeit in einer freien Künstler- und Lebensgemeinschaft lebte. Von Petersen, der unter dem Künstlernamen Willy Gretor bekannt wurde, bekam sie ein Kind, das sie allein aufzog. Ihr Pariser Haushalt war ein Treffpunkt deutscher und dänischer Künstler, auch Walter Leistikow und Max Liebermann zählten zu den Gästen. 1900 heiratete sie den Schweizer Kunsthändler Otto Ackermann, lebte mit diesem bis 1906 in Paris, dann bis 1909 in Lübeck und anschließend in Berlin.

Künstlerisch ist ihr Werk stark vom französischen Impressionismus beeinflusst, namentlich von Camille Pissaro, mit dem sie persönlich befreundet war. Bei ihrer ersten Ausstellung in Paris verwandte die Künstlerin noch das männliche Pseudonym Carl-Maria Plavona („geboren in Warschau“), bald darauf nahm sie dauerhaft den Künstlernamen Maria Slavona an. Als Malerin zählt sie in der frühen Moderne zu den ganz herausragenden weiblichen Persönlichkeiten, deren Werke auch von Sammlern in Frankreich und Deutschland geschätzt wurden. Ihre Arbeiten sind in vielen bedeutenden Museen in Deutschland vertreten – ausgerechnet im schleswig-holsteinischen Landesmuseum auf Schloss Gottorf allerdings erst seit wenigen Jahren: 2020 gelang der Erwerb der wunderbaren kleinformatigen impressionistischen Waldszene „Rast“ aus dem Frühwerk, ein Jahr später wurde ein Gartenbild aus Salvonas früher Berliner Zeit angekauft.

Das jetzt vom Freundeskreis erworbene Bild „Sommerstrauß“ ergänzt diesen Bestand durch ein repräsentatives Beispiel aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg, als die Künstlerin sich besonders auf Blumenstillleben konzentrierte. Das um 1920 entstandene Ölgemälde mit weißen und violetten Glockenblumen, Bartnelken in weiß, rot und rosa, blauen Kornblumen und rotem Mohn präsentiert die ganze Farbenpracht des Sommers. Der teilweise expressive Pinselgestus, die eher flächige Auffassung und der sparsame Einsatz von Licht- und Schatteneffekten zeigen deutlich, dass die Künstlerin sich in dieser Werkphase von der impressionistischen Prägung ihrer früheren Jahre entfernt und einen sehr individuellen künstlerischen Stil entwickelt hat, der auch Inspirationen aus anderen zeitgenössischen Kunstströmungen einbezieht.

Carsten Fleischhauer